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In der Gruppe zu reisen, zumal in einer kleinen, bietet durchaus Vorteile. In unserer passte jedoch einiges nicht, so dass sich meine Vorurteile gegenüber dem organisierten Tourismus leider wieder bestätigten.
»Gehen & Sehen« stand in der Ausschreibung zu dieser Reise. »Fernab von Hast und Eile zwei Wochen lang Landschaft und Kultur der Vulkaninsel im Nordatlantik erkunden« hieß es. Das hatten einige unserer Mitreisenden offensichtlich überlesen. Und so waren Unstimmigkeiten vorprogrammiert. Reiseleiter Indridi versuchte immer wieder diskret, die Gruppe auch mal zum Einhalten und Genießen zu motivieren. Doch das klappte einfach nicht. Selbst in den Pausen fanden viele keine Ruhe. Da wurde gepost und inszeniert, immer in Action.
Unsere Mitreisenden waren nicht unangenehm, einige sogar richtig sympathisch. Und doch beherrschte die Gruppe ein seltsam negativer Grundtenor, vor allem gleich zu Beginn der Reise. Die Wanderungen seien zu leicht, wir würden zu viel im Bus sitzen. Das waren die häufigsten Kritikpunkte und man wollte sich beim Veranstalter beschweren. Das wirkte auf mich, als hätten da einige das Gefühl, zu wenig zu bekommen für ihr (zugegeben nicht kleines) Geld. Uns war das einfach viel zu viel Gemecker und noch dazu völlig ungerechtfertigt.
Hätten wir meckern wollen, so weil uns die Muße auf der Tour einfach viel zu kurz kam. Wir waren damit allerdings ganz klar Außenseiter. Während in der Gruppe, mit der unsere Freunde zwei Jahre zuvor gereist waren, selbst ein beim Gehen leicht eingeschränkter Reisender keine Problem hatten, waren bei uns wohl sportliche Rekorde gefragt. Und so nahmen wir uns ab Tag sechs der Reise einfach Zeit für uns, natürlich ohne die Abläufe zu stören – was unsere Mitreisenden mit Aussagen wie: „Dann dürfe man eben keine Wanderreise buchen“ kommentierten. Einige stellten gar die Forderung nach „Eingangs-Test“ für Wanderreisewillige auf.
Andererseits sind wir auch nicht die Menschen, die bis tief in die Nacht bei Alkoholitäten aller Art mit der Gruppe beisammen sitzen und auf den Putz hauen. Wir lassen den Tag lieber ruhig Revue passieren und lesen gerne noch dies und das nach. Das galt speziell für diese Reise mit ihren überbordenden Eindrücken.
Genossen haben wir indess die tiefgründigen abendlichen Gespräche mit unserem Reiseleiter. Indridi war für uns durch seine Persönlichkeit und seine Lebensbiografie ein überaus interessanter Gesprächspartner. Auf diese Weise lernten wir sehr viel über Island, seine Menschen und die Herausforderungen, die das Land zu meistern hatt(e).
Wir hoffen übrigens sehr, dass sich niemand beschwerte. Das wäre gegenüber dem Veranstalter und dem Reiseleiter höchst ungerecht gewesen.
Wir bedauern auf keinen Fall, diese Reise gemacht zu haben. Ein nächstes Mal würden wir allerdings nur individuell nach Island reisen.